Drug Safety Mail 2020-38

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) vom 04.06.2020

Rote-Hand-Brief zu 5-Fluorouracil- (i.v.), Capecitabin- und Tegafur-haltigen Arzneimitteln: Tests vor Behandlungsbeginn zur Identifizierung von Patienten mit DPD-Mangel, die ein erhöhtes Risiko für schwere Toxizität haben

Bei partiellem oder vollständigem Dihydropyrimidin-Dehydrogenase(DPD)-Mangel ist das Risiko für schwere Toxizität im Zusammenhang mit Fluoropyrimidinen wie intravenösem 5-Fluorouracil (5-FU), Capecitabin und Tegafur erhöht. Die Toxizität kann lebensbedrohlich sein und sich z. B. durch Schleimhautentzündung, Durchfall, Neutropenie oder Neurotoxizität äußern.

  • Vor Behandlungsbeginn wird die Bestimmung des Phäno- und/oder Genotyps empfohlen.
  • Bei bekanntem vollständigen DPD-Mangel ist die Behandlung mit 5-FU, Capecitabin oder Tegafur kontraindiziert. Bei partiellem DPD-Mangel ist eine reduzierte Anfangsdosis in Betracht zu ziehen.
  • Bei Patienten, die kontinuierliche 5-FU-Infusionen erhalten, kann die therapeutische Arzneimittelüberwachung (Therapeutic Drug Monitoring, TDM) von 5-FU die klinischen Ergebnisse verbessern.

Parenterales 5-FU sowie seine oralen Prodrugs Capecitabin und Tegafur werden zur Behandlung verschiedener Krebserkrankungen angewendet. DPD ist das geschwindigkeitsbestimmende Enzym im Abbau von 5-FU. Von einem vollständigen DPD-Mangel sind 0,01–0,5 % der Kaukasier betroffen, von einem partiellen DPD-Mangel 3–9 %.

Siehe auch Drug Safety Mail 2020-39 (Rote-Hand-Brief zu Flucytosin vom 04.06.2020) sowie Drug Safety Mail 2020-31 (Rote-Hand-Brief zu Brivudin vom 12.05.2020).