Drug Safety Mail 2020-31

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) vom 12.05.2020

Rote-Hand-Brief zu Brivudin: Potenziell tödliche Toxizität von Fluoropyrimidinen bei der Anwendung kurz vor, gleichzeitig mit oder innerhalb von vier Wochen nach Ende der Behandlung mit Brivudin

Eine Wechselwirkung zwischen Brivudin und Fluoropyrimidinen (z. B. Fluorouracil [5-FU], Capecitabin, Tegafur, Flucytosin) kann potenziell tödliche Folgen haben.

  • Nach einer Behandlung mit Brivudin muss mindestens vier Wochen gewartet werden, bevor eine Behandlung mit Fluoropyrimidinen begonnen werden kann.
  • Brivudin ist kontraindiziert kurz nach, während sowie vier Wochen vor geplanter onkologischer Behandlung mit Fluoropyrimidinen (einschließlich topischer Präparate) sowie kurz nach und während einer antimykotischen Therapie mit Flucytosin.
  • Brivudin ist kontraindiziert bei immungeschwächten Patienten (z. B. unter/nach Chemotherapie, bei immunsuppressiver Behandlung).

Das Virustatikum Brivudin wird zur Behandlung von Herpes zoster bei immunkompetenten Erwachsenen eingesetzt. Fluoropyrimidine sind antineoplastisch (z. B. 5-FU und dessen Prodrugs Capecitabin und Tegafur) bzw. antimykotisch (Flucytosin) wirksam. Brivudin hemmt das Enzym Dihydropyrimidindehydrogenase (DPD), das Pyrimidin-basierte Arzneimittel verstoffwechselt. Die gleichzeitige Gabe von Brivudin und 5-Fluoropyrimidinen kann zur Akkumulation und verstärkten Toxizität führen (vgl. Drug Safety Mail 2019-11). Kürzlich gab das BfArM Empfehlungen zur DPD-Testung im Zusammenhang mit der Behandlung mit Fluoropyrimidinen (vgl. Drug Safety Mail 2020-15).

Die Produktinformation sowie die Umverpackung Brivudin-haltiger Arzneimittel werden überarbeitet. Ferner werden eine Patientenkarte sowie eine Checkliste für Ärzte bereitgestellt.