Drug Safety Mail 2017-37

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) vom 15.11.2017

Agranulozytose nach Einnahme von Metamizol

Anlässlich eines kürzlich der AkdÄ gemeldeten Todesfalles eines 33-jährigen jungen Mannes möchten wir erneut daran erinnern, dass Metamizol sehr selten eine Agranulozytose verursachen kann. In einigen gemeldeten Fällen mit schweren Verläufen wurden die für eine Agranulozytose typischen Symptome (Fieber, Halsschmerzen, entzündliche Schleimhautveränderungen) falsch interpretiert oder bagatellisiert. Die Diagnose wurde erst spät gestellt und damit die Therapie verzögert eingeleitet.

Metamizol ist als Erstlinienbehandlung zugelassen für akute starke Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen sowie für Kolik- und Tumorschmerzen. Bei anderen starken Schmerzen oder auch hohem Fieber ist es nur zugelassen, wenn therapeutische Maßnahmen erster Wahl nicht indiziert sind bzw. nicht angesprochen haben. Wegen der Gefahr von Blutdruckabfällen soll es nur dann parenteral angewendet werden, wenn die enterale Applikation nicht infrage kommt (1).

Eine Agranulozytose ist eine sehr seltene, jedoch potenziell tödliche Nebenwirkung von Metamizol (1). Als Mechanismus wird eine immunvermittelte Lyse der neutrophilen Granulozyten vermutet. Die Dauer bis zum Auftreten ist variabel (direkt nach der ersten Gabe bei bestehender Sensibilisierung bis zu mehreren Monaten nach Behandlungsbeginn) (2).

Empfehlung der AkdÄ:

Metamizol sollte nur in den zugelassenen Indikationen verordnet werden. Gemäß Fachinformation soll bei längerfristiger Behandlung mit Metamizol regelmäßig das Differenzialblutbild kontrolliert werden. Es wird jedoch nicht ausgeführt, in welchen zeitlichen Abständen die Kontrollen durchgeführt werden sollen (1). Nach Einschätzung der AkdÄ ist vor allem wichtig, dass Patienten und ggf. Verwandte sowie Pflegepersonal über Symptome einer Agranulozytose und die notwendige umgehende ärztliche Vorstellung aufgeklärt werden müssen. Bei Auftreten von Fieber, Halsschmerzen und entzündlichen Schleimhautveränderungen unter Behandlung mit Metamizol muss der Patient den Arzt sofort aufsuchen; dieser muss eine Agranulozytose in Betracht ziehen, umgehend das Differenzialblutbild kontrollieren und Metamizol pausieren.

Literatur

  1. Sanofi-Aventis Deutschland GmbH: Fachinformation "Novalgin® Filmtabletten". Stand: März 2017.
  2. Stamer UM, Gundert-Remy U, Biermann E et al.: Metamizol: Überlegungen zum Monitoring zur frühzeitigen Diagnose einer Agranulozytose. Schmerz 2016: Epub ahead of print.