Erhöhte Inzidenz von zerebrovaskulären Ereignissen unter Cox-2-Inhibitoren im Vergleich zu Meloxicam (UAW-News - International)

Die AkdÄ möchte Sie im Folgenden über Publikationen und

Meldungen aus dem internationalen Raum informieren und hofft, Ihnen damit

nützliche Hinweise auch für den Praxisalltag geben zu können.

Cyclooxygenase-(COX-)2-selektive Substanzen wurden mit dem Ziel entwickelt, die

Häufigkeit von gastrointestinalen UAW im Vergleich zu nichtselektiven

nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAR) zu vermindern (1; 2). Diese Hoffnung hat

sich nur zum Teil erfüllt. Die Kenntnisse über das tatsächliche UAW-Profil von

Coxiben sind immer noch unzureichend, weshalb Zurückhaltung in der Verordnung

geboten ist. Die längste klinische Erfahrung besteht mit den Substanzen

Rofecoxib (Vioxx®) und Celecoxib (Celebrex®). Aus dem Blick scheint bei vielen

Anwendern geraten zu sein, dass bei den traditionellen NSAR ebenfalls Substanzen

mit erhöhter COX-2-Selektivität, wie zum Beispiel Meloxicam (Mobec®), zur

Verfügung stehen. COX-2-Hemmer vermindern die vasodilatatorische und

plättchenaggregationshemmende Prostacyclinproduktion und könnten auf diese Weise

prothrombotische Aktivität haben. Die Datenlage zur Häufigkeit von vaskulären

Ereignissen ist aber bislang noch nicht eindeutig (3).

In einer neuen Studie aus England (4) wurde jetzt festgestellt, dass die alters-

und geschlechtskorrigierte Häufigkeit von zerebrovaskulären Ereignissen unter

Celecoxib im Vergleich zu Meloxicam signifikant erhöht ist (Relatives Risiko

1,66; 95 % Konfidenzintervall 1,10-2,51). Es gab jedoch keinen statistisch

signifikanten Unterschied zwischen Celecoxib und Meloxicam bei den

kardiovaskulären (RR 1,72; KI 0,87-3,40) und bei den peripheren

venös-thrombotischen Ereignissen (RR 1,06; KI 0,51-2,19). Eine ähnliche

Untersuchung zu Rofecoxib und Meloxicam (5) zeigte ebenfalls eine erhöhte Rate

an zerebrovaskulären Ereignissen (RR 1,68; KI 1,15-2,46), hat aber eine

Verminderung der peripheren venös-thrombotischen Ereignisse (RR 0,29; KI

0,11-0,78) bei unveränderten kardiovaskulären Ereignissen (RR 1,38; KI

0,71-2,67) gezeigt. Der Untersuchungszeitraum umfasste jeweils neun Monate nach

der ersten Verschreibung. Die Gabe von NSAR in den drei der Verschreibung

vorausgehenden Monaten hatte keinen Einfluss auf die Ergebnisse.

Die angewendete Methode, das Prescription Event Monitoring (PEM), ist eine

beobachtende Methode der Arzneimittelsicherheit nach der Markteinführung, die

vor allem in staatlichen Gesundheitssystemen wie in Großbritannien zur Anwendung

kommt. PEM ist nichtinterventionell, das heißt, der Arzt wird in der Wahl seiner

Verschreibung nicht beeinflusst. Die Methode erfasst daher Patienten ohne Ein-

und Ausschlusskriterien unter den Bedingungen der alltäglichen Praxis.

Die Inzidenz der Ereignisse in den jeweiligen Kohorten war niedrig (< 0,5 %),

wie dies bei nichtselektierten Patienten von Allgemeinpraxen zu erwarten ist.

Daher muss die Relevanz der Ergebnisse im Zusammenhang mit anderen klinischen

und pharmakoepidemiologischen Untersuchungen zu COX-2-Inhibitoren gesehen

werden. Es erscheint jedoch wichtig, dass selektive COX-2-Inhibitoren zumindest

keine geringeren vaskulären Ereignisraten als das klassische Meloxicam

aufweisen. Ob gehäufte zerebrovaskuläre Ereignisse als Klasseneffekt anzusehen

sind, bleibt offen.

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle)

mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf

der vorletzten Umschlagseite abgedruckten Berichtsbogen verwenden oder diesen

unter der AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de abrufen.

Literatur

1. Bombardier C, Laine L, Reicin A et al.: Comparison of upper gastrointestinal

toxicity of rofecoxib and naproxen in patients with rheumatoid arthritis. VIGOR

Study Group. N Engl J Med 2000; 343: 1520-1528.

2. Silverstein FE, Faich G, Goldstein JL et al.: Gastrointestinal toxicity with

celecoxib vs nonsteroidal anti-inflammatory drugs for osteoarthritis and

rheumatoid arthritis: the CLASS study: A randomized controlled trial. Celecoxib

Long-term Arthritis Safety Study.

JAMA 2000; 284: 1247-1255.

3. Mukherjee D, Nissen SE, Topol EJ: Risk of cardiovascular events associated

with selective COX-2 inhibitors. JAMA 2001; 286: 954-959.

4. Layton D, Hughes K, Harris S, Shakir SA: Comparison of the incidence rates of

thromboembolic events reported for patients prescribed celecoxib and meloxicam

in general practice in England using Prescription-Event Monitoring (PEM) data.

Rheumatology (Oxford) 2003; 42: 1354-1364.

5. Layton D, Heeley E, Hughes K, Shakir SA: Comparison of the incidence rates of

thromboembolic events reported for patients prescribed rofecoxib and meloxicam

in general practice in England using prescription-event monitoring (PEM) data.

Rheumatology (Oxford) 2003; 42: 1342-1353.

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