Drug Safety Mail 2017-48

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) vom 15.12.2017

Information zu Clozapin: Britische Arzneimittelbehörde erinnert an den Einfluss von Clozapin auf die Darmperistaltik bis hin zum Risiko von Darmverschluss, Koprostase und paralytischem Ileus

Das Antipsychotikum Clozapin wird angewandt zur Behandlung von Patienten mit therapierefraktärer Schizophrenie sowie bei Schizophrenie, die wegen schwerer neurologischer Nebenwirkungen nicht mit anderen Antipsychotika behandelt werden kann (1). Es hat einen langjährig etablierten, relevanten Stellenwert in der psychiatrischen Pharmakotherapie. Vergleichende Metaanalysen und Kohortenstudien zeigen konsistent eine über alle anderen Antipsychotika herausgehobene antipsychotische Wirkung (2) und einen einzigartigen mortalitätsreduzierenden Effekt (3). Clozapin ist darüber hinaus indiziert zur Behandlung von Psychosen bei Patienten mit M. Parkinson (1).

Die antipsychotische Wirkung wird vermittelt durch Hemmung des Dopamin-D4-Rezeptors. Neben der Beeinflussung weiterer Transmittersysteme besitzt Clozapin auch eine anticholinerge Aktivität. Vermutlich dadurch bedingt kann es in unterschiedlicher Ausprägung die Darmperistaltik beeinträchtigen: Gemäß Fachinformation tritt Obstipation sehr häufig (≥ 1 von 10 Patienten) auf. Darmverschluss, Koprostase und paralytischer Ileus werden als sehr seltene (< 1 von 10.000 Patienten) Nebenwirkungen genannt. Diese sind jedoch wegen ihres Schweregrades klinisch relevant.

Die Britische Arzneimittelbehörde (MHRA) erinnert an das potenziell lebensbedrohliche Risiko dieser Nebenwirkungen: Clozapin ist bei paralytischem Ileus kontraindiziert. Besondere Vorsicht ist angeraten, wenn gleichzeitig weitere Arzneimittel mit dem Risiko der Auslösung einer Obstipation angewendet werden (insbesondere Arzneimittel mit anticholinergen Eigenschaften wie verschiedene Antipsychotika, Antidepressiva oder Antiparkinsonmittel) oder wenn Patienten Dickdarmerkrankungen oder Operationen am Unterbauch in der Vorgeschichte aufweisen sowie bei Patienten ab 60 Jahren. Patienten sollten über das Risiko aufgeklärt und aufgefordert werden, entsprechende Beschwerden unverzüglich anzusprechen. Eine Obstipation unter Clozapin sollte aktiv behandelt werden.

Literatur

  1. Mylan Healthcare GmbH: Fachinformation "Leponex® 25 mg/ 100 mg Tabletten". Stand: August 2017.
  2. Leucht S, Cipriani A, Spineli L et al.: Comparative efficacy and tolerability of 15 antipsychotic drugs in schizophrenia: a multiple-treatments meta-analysis. Lancet 2013; 382: 951-962.
  3. Tiihonen J, Lonnqvist J, Wahlbeck K et al.: 11-year follow-up of mortality in patients with schizophrenia: a population-based cohort study (FIN11 study). Lancet 2009; 374: 620-627.


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