Leserbrief zum Artikel Borreliose in AVP 1/2014, Seite 4
In eigener Sache
In eigener Sache
Das Reiber-Schema erlaubt eine Differenzierung zwischen normalem Liquor, alleiniger Störung der Blut-Liquor-Schrankenfunktion (erhöhter Albumin-Quotient), alleiniger lokaler Immunglobulinsynthese und der Kombination der letzten beiden Konstellationen (Abbildung.1).
Die Liquor-Serum-Quotienten von IgG (QIgG) und Albumin (QAlb) werden gegeneinander aufgetragen. Die entstehenden Punkte liegen in einem von vier Feldern, denen jeweils eine spezifische diagnostische Bedeutung zukommt: I = normal, II = Blut-Liquor-Schrankenfunktionsstörung, III = lokale Immunglobulinsynthese, IV = Schrankenfunktionsstörung plus lokale Immunglobulinsynthese. Die lokale IgA- und IgM-Synthese im ZNS kann nach dem identischen Prinzip ermittelt werden.
Der Antikörper-Index zum Nachweis einer lokalen Antikörpersynthese im ZNS bei sub- bzw. postakuten oder chronischen ZNS-Infektionen unterscheidet sich davon grundlegend: Die Bezugsgröße ist nicht das Albumin (!) sondern das „unspezifische“ Gesamt-IgG. Im Antikörper-Index (AI) wird das erregerspezifische IgG auf das Gesamt-IgG (oder IgM) im jeweiligen Kompartiment bezogen und als Index angegeben.
AI = | ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ |
(Liquor-IgG) x (spezifische Antikörper im Serum) |
Aus Gründen der Logik ist im Normalfall der Wert des Indexes = 1 (= keine spezifische Antikörpersynthese im ZNS). Felgenhauer und Reiber haben an zahlreichen Proben von verschiedenen entzündlichen ZNS-Erkrankungen bei nephelometrischer Bestimmung den Cut-Off berechnet (normal < 1,5). Prange und Müller hatten zuvor das gleiche Prinzip mit Titervergleich bei Syphilis-Patienten mit und ohne ZNS-Befall evaluiert. Da beim Titervergleich eine höhere Schwankungsbreite besteht, ließ sich ein Cut-Off von 3,0 ermitteln.
Die Verwendung der Albuminwerte in Liquor und Serum für den AI birgt die Gefahr fehlerhafter Ergebnisse insbesondere bei ausgeprägter Schrankenfunktionsstörung und Blutkontamination der Liquorprobe.
Der typische Liquorbefund bei Neuroborreliose (Meningoradikulitis Bannwarth) zeigt eine intrathekale IgG-Synthese zumeist plus Schrankenfunktionsstörung an, entsprechend Feld IV im Reiberschema für IgG. Die intrathekale IgM-Synthese ist in der Regel ausgeprägter (Feld IV im Reiberschema für IgM). Beweisend für den Borrelienbefall des ZNS ist aber nur der AI für IgG, beispielsweise 6,4 und/oder für IgM, in unserem Beispiel 7,2.
Ein Interessenkonflikt wird vom Autor verneint.