Agranulozytose unter Metamizol: sehr selten, aber lebensgefährlich
Kurzmeldungen aus der Pharmakovigilanz
Kurzmeldungen aus der Pharmakovigilanz
Der AkdÄ werden regelmäßig Fälle von Agranulozytosen unter Metamizol gemeldet, die teilweise tödlich enden. In einigen Fällen wurde die Agranulozytose trotz typischer Symptome erst nach Tagen diagnostiziert und die Therapie verzögert begonnen. Häufig liegt dabei ein indikationsübergreifender Einsatz oder „Selbstmedikation“ vor.
Von einer Agranulozytose spricht man bei einem Abfall der neutrophilen Granulozyten unter 500/μl. Ein erhöhtes Risiko für schwere Infektionen besteht vor allem, wenn die Neutrophilen im peripheren Blut < 100/μl sinken. Unter Metamizol sind zudem auch Bizytopenie (zusätzlicher Abfall der Thrombozyten), Panzytopenie oder aplastische Anämie mögliche Nebenwirkungen (2).
Metamizol und Novaminsulfon sind Synonyme für ein und denselben Wirkstoff.
Agranulozytosen sind sehr selten und werden überwiegend durch Arzneimittel ausgelöst (1). Eine Metamizol-induzierte Agranulozytose kann sich in einem variablen Zeitraum unter der Therapie entwickeln: bereits nach erster Gabe bis hin zu Monaten nach Therapiebeginn, in einigen Fällen auch erst kurz nach Absetzen von Metamizol. Die Symptome einer Agranulozytose sind in der Regel zunächst unspezifisch. Eine typische Symptomtrias sind Fieber, Halsschmerzen und entzündliche Schleimhautläsionen (z. B. ulzerierende Angina tonsillaris, Stomatitis aphthosa). Bei später Diagnose kann es zu schweren septischen Verläufen kommen (3).
Die zusätzliche Gabe von Metamizol zu Methotrexat kann die Hämatotoxizität von Methotrexat verstärken, insbesondere bei älteren Patienten. Diese Kombination sollte deshalb vermieden werden (2).
Metamizol sollte nur innerhalb der zugelassenen Indikationen verordnet werden (2) (siehe unten). Patienten müssen über das Risiko der Agranulozytose und mögliche Warnsignale wie Fieber, Halsschmerzen und Entzündungen der Mundschleimhäute aufgeklärt werden. Beim Auftreten verdächtiger Symptome sollte Metamizol pausiert und umgehend das Differenzialblutbild kontrolliert werden. Bei längerer Anwendung von Metamizol sollten regelmäßige Blutbildkontrollen durchgeführt werden (3). Zudem sollten Patienten darauf hingewiesen werden, dass sie dieses Arzneimittel zu einem späteren Zeitpunkt aufgrund anderer Beschwerden nicht ohne vorherige Rücksprache mit einem Arzt einnehmen oder an andere weitergeben dürfen. Die gleichzeitige Gabe von Methotrexat und Metamizol sollte vermieden werden (4).
Da eine Agranulozytose unter Metamizol übersehen werden und potenziell lebensgefährlich verlaufen kann, wurde in Deutschland die Indikation Metamizol-haltiger Arzneimittel eingeschränkt auf: