Warum sind die Nationalen VersorgungsLeitlinien wichtig?

Arzneiverordnung in der Praxis

Ausgabe 2/2023

Editorial

Leitlinien sind keine Richtlinien und keine Zwangsvorgaben. Leitlinien sollen Orientierungshilfen im täglichen Alltag im Sinne von Handlungs- und Entscheidungskorridoren sein und somit nur unter Berücksichtigung der speziellen Behandlungsumstände zum Beispiel von Begleiterkrankungen der Patientin oder des Patienten und Ressourcen benutzt werden. Allerdings darf man als Patientin und Patient auch erwarten, dass man nach dem neuesten Wissensstand behandelt wird und auch vor Fehl- oder Überversorgung geschützt ist. Somit sollte klar sein, dass es einer guten Begründung bedarf, weicht man von den Vorgaben ab.

Systematisch entwickelt und wissenschaftlich begründet werden wissenschaftliche Evidenz und der derzeitige Stand medizinischen Wissens dargestellt. In verschiedenen Arbeitsgruppen wird nach einem transparenten strukturierten Vorgehen ein Konsens mehrerer Experten und Expertinnen unter Einbeziehung von Patientengruppen erzielt. Die ausführliche Erläuterung zu diesem Verfahren findet man unter: https://www.leitlinien.de/hintergrund/leitliniengrundlagen.

Leitlinien werden regelmäßig aktualisiert. Mit solchen nach strikten Kriterien erstellten Leitlinien lässt sich die Qualität der medizinischen Versorgung entscheidend verbessern. Dies ist wissenschaftlich belegt. Ergänzt werden diese Leitlinien durch Patientenratgeber, die die Sachverhalte allgemeinverständlich darstellen.

Erstmals gibt es jetzt eine Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) für die arterielle Hypertonie. Sie wurde am 29. Juni 2023 veröffentlicht. Darüber berichten wir im aktuellen Heft. Wir sind überzeugt, dass sie einen Fortschritt darstellt gegenüber den leider häufig durch Interessenkonflikte beeinflussten Leitlinien einzelner Fachgesellschaften.

Eine Zusammenfassung und Bewertung der NVL Diabetes wird in einem der nächsten Hefte von AVP erscheinen.

Interessenkonflikte

Der Autor gibt an, keine Interessenkonflikte zu haben.