Depression unter Etanercept

Arzneiverordnung in der Praxis

Ausgabe 4/2022

Kurzmeldungen aus der Pharmakovigilanz

Nebenwirkungen aktuell

Der Fall

Eine 16-jährige Patientin erhielt wegen einer nicht bakteriellen Ostitis der Wirbelsäule eine Therapie mit Etanercept 50 mg einmal pro Woche subkutan sowie eine orale Steroidbehandlung in absteigender Dosierung. Etwa drei Monate nach Beginn der Behandlung mit Etanercept musste die Patientin aufgrund einer akut aufgetretenen Depression stationär behandelt werden. Etanercept wurde abgesetzt und eine Medikation mit Diclofenac von 2 x 50 mg/d begonnen, worunter sich die Schmerzsymptomatik und auch Depression deutlich besserten.

Eine Ostitis (auch Osteitis) ist eine Entzündung des Knochengewebes. Sie kann die Kompakta, die Spongiosa oder beide Gewebetypen betreffen. Osteomyelitis bezeichnet die gemeinsame Entzündung von Knochen und Knochenmark. Im angloamerikanischen Sprachraum wird der Begriff „osteomyelitis“ allgemein für Infektionen des Knochens genutzt. Im deutschen klinischen Alltag werden die Begriffe oft synonym verwendet, wobei eher Osteomyelitis als Bezeichnung für alle infektiös bedingten Knochenentzündungen etabliert ist (1).

In der Regel wird eine Ostitis durch Bakterien, Viren oder Pilze versursacht. Es werden akute und chronische Formen sowie zwischen hämatogenen und den wesentlich häufigeren exogenen Infektionen unterschieden. Auch abakterielle Ostitiden sind bekannt, z. B. als seltene Manifestationen von Autoinflammation. Zu den typischen Symptomen einer Osteitis gehören allgemeine Entzündungszeichen wie Schwellung, Schmerzen, Rötung und Überwärmung, bei akut verlaufenden Erkrankungen können auch Fieber und Schüttelfrost auftreten (1).

Bewertung

Etanercept ist zugelassen bei einer Reihe von rheumatischen Erkrankungen wie rheumatoide und andere Arthritiden, Plaque-Psoriasis und Morbus Bechterew. Als Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha)-Inhibitor hemmt Etanercept die biologische Aktivität des proinflammatorischen Zytokins TNF und moduliert dadurch verschiedene Entzündungsreaktionen. Gemäß Fachinformation wurden bei Patienten mit juveniler idiopathischer Arthritis im Alter von 2 bis 18 Jahren schwerwiegende unerwünschte Ereignisse beobachtet, u. a. Depressionen (2). Auch unter den restlichen TNF-alpha-Inhibitoren, die für Kinder und Jugendliche zugelassen sind, ist Depression als mögliche Nebenwirkung in den Fachinformationen aufgeführt (3-5).

Fazit

Wie bei anderen TNF-alpha-Inhibitoren ist auch unter Etanercept die Entwicklung einer Depression als Nebenwirkung möglich. Typische Symptome einer Depression sind u. a. gedrückte Stimmung, Freudlosigkeit, Interessenverlust, verminderter Antrieb und gesteigerte Ermüdbarkeit. Bei Auftreten derartiger Symptome sollte eine Depression ärztlich abgeklärt werden und gegebenenfalls die Behandlung modifiziert werden.

Literatur

  1. Amboss: Osteomyelitis und Osteitis: https://www.amboss.com/de/wissen/Osteomyelitis_und_Osteitis. Letzter Zugriff: 1. September 2022.
  2. Pfizer Europe GmbH: Fachinformation Enbrel® 25 mg/50 mg Injektionslösung im Fertigpen. Stand: Mai 2022.
  3. AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG: Fachinformation Humira® 40 mg/0,4 ml Injektionslösung in einer Fertigspritze, Humira® 40 mg/0,4 ml Injektionslösung im Fertigpen. Stand: Juni 2021.
  4. MSD Sharp & Dohme GmbH: Fachinformation Remicade® 100 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung. Stand: Februar 2022.
  5. MSD Sharp & Dohme GmbH: Fachinformation Simponi® 50 mg Injektionslösung Vorgefüllter Injektor/Fertigspritze. Stand: Oktober 2020.