Nebenwirkungen aktuell

Arzneiverordnung in der Praxis

Ausgabe 1/2020

Interaktion von Sertralin mit Pomelo (Zitrusfrucht)

Der Fall: Berichtet werden Unwohlsein, Schlaflosigkeit und Unruhe bei einer 41-jährigen Patientin, die wegen depressiver Verstimmung 25 mg Sertralin eingenommen hat und am Einnahmetag ¼ Pomelo verzehrt hatte. Zuvor wurden 50 mg Sertralin problemlos vertragen und wenige Tage später konnte sie 25 mg wieder einnehmen ohne dass die Beschwerden erneut auftraten.

Bewertung: Sertralin wird über CYP3A4, CYP2C19 und CYP2B6 metabolisiert. Da Inhaltsstoffe der Grapefruit – wie Naringenin und Naringin – das Cytochrom-P450-Isoenzym CYP3A4 irreversibel hemmen und dadurch die Bioverfügbarkeit einer Vielzahl von anderen Arzneistoffen erhöhen, wird die gleichzeitige Einnahme nicht empfohlen. Weniger bekannt ist, dass Pomelo (eine Kreuzung aus Pampelmuse und Grapefruit) ebenfalls CYP3A4 hemmen kann, obgleich im dargestellten Fall aufgrund der niedrigen Sertralin-Dosis und der unspezifischen Symptomatik unklar bleibt, ob tatsächlich eine klinisch relevante Wechselwirkung vorliegt.

Fazit: Bei Einnahme von Sertralin oder anderen Arzneimitteln, die primär über CYP3A4 metabolisiert werden, wie u. a. Amiodaron, Ciclosporin, Colchicin, Guanfacin, Midazolam, Nitrendipin, Quetiapin, Simvastatin und Verapamil sollte auf den Verzehr von Grapefruit und Pomelo in Form von Früchten, Saft und anderen Zubereitungen verzichtet werden.

Abbildung 1: Zitrusfrüchte