Bruno Müller-Oerlinghausen zum 80. – eine herausragende Persönlichkeit mit vielen Talenten

Arzneiverordnung in der Praxis

Ausgabe 2/2016

Vorstand und Geschäftsführung der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) übersenden ihrem ehemaligen langjährigen Vorsitzenden, ordentlichen Mitglied und Ehrenmitglied herzliche Glückwünsche zum Geburtstag.

Nachdruck aus BERLINER ÄRZTE, Heft 3/2016

Prof. Dr. med. Bruno Müller-Oerlinghausen, Arzt, Klinischer Pharmakologe, renommierter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Lithiumtherapie bei bipolaren Störungen, langjähriger Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) und nicht zuletzt Musiker – Flötist und stimmgewaltiger Bass bei den Singing Shrinks – wird am 7. März 2016 achtzig.

Bruno Müller-Oerlinghausen

Bruno Müller-Oerlinghausen wurde 1936 geboren. Während des Zweiten Weltkrieges zog er mit seinen Eltern nach Kressbronn am Bodensee, wo sein Vater, Berthold Müller-Oerlinghausen, als Bildhauer tätig war. Noch heute verbringt Bruno Müller-Oerlinghausen mit seiner Familie die Sommermonate in seinem Elternhaus am Bodensee und feiert dort regelmäßig musikalische Feste mit Freunden.

Nach dem Abitur in Hinterzarten studierte er in Göttingen zunächst Psychologie und dann Medizin. An der Freien Universität (FU) Berlin legte er im Jahr 1962 das Staatsexamen ab, erhielt 1964 die Approbation als Arzt und promovierte 1965. Nach seiner Weiterbildung im Bereich der experimentellen Pharmakologie an der Universität Göttingen erhielt er dort 1969 die Venia Legendi im Fach Pharmakologie und Toxikologie und 1971 den Facharzt für Pharmakologie.

Seine mannigfachen Interessen, viele jenseits der Klinischen Pharmakologie, offenbarten sich bereits nach seiner Habilitation, als er 1969 für zwei Jahre als pharmakologischer Experte für die Bundesregierung in Bangkok (Thailand) ärztlich tätig war und ein Labor für die Erforschung der einheimischen Pflan zen me dizin aufbaute. Ab 1971 begann Bruno Müller-Oerlinghausen seine Karriere in der Psychiatrischen Klinik der FU Berlin, erhielt dort 1975 eine Professur für Klinische Psychopharmakologie – die erste in Deutschland – und leitete über mehrere Jahrzehnte bis zu seiner Emeritierung im April 2001 die Depressionsambulanz (Berliner Lithium Katamnese). Seine klinischen Erfahrungen auf diesem Gebiet mündeten in einer Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen.

Einen weiteren Schwerpunkt im beruflichen Leben von Bruno Müller-Oerlinghausen bildet seine Tätigkeit für die AkdÄ, deren erweitertem Vorstand er seit 1983 angehörte und deren Vorsitz er insgesamt 12 Jahre bis 2006 innehatte. Er war verantwortlich für einen neuen Stil in der Vorstandsarbeit, der wesentlich zu einer diskussionsfreudigen sowie kooperativen Tätigkeit der Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter der Geschäftsstelle beitrug. Regelmäßig erscheinende Veröffentlichungen mit praxisnahen Informationen zur rationalen Pharmakotherapie – bspw. das Informationsblatt „Arzneiverordnung in der Praxis“, die evidenzbasierten „Therapieempfehlungen“ und das Buch „Arzneiverordnungen“ – erschienen unter ihm neu bzw. wurden konzeptionell weiterentwickelt. Unter seiner Ägide wurden u. a. die Deklaration von Interessenkonflikten eingeführt, Patienteninformationen auf der Basis der „Therapieempfehlungen“ erstellt, wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweise auch für alternative Heilmethoden und Phytopharmaka gefordert sowie Projekte zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit initiiert. Auch in strittigen Fragen zur Arzneitherapie (z. B. „Hormonersatz-Therapie“, suizidogenes Risiko von Antidepressiva) vertrat er stets eine klare – sich im Nachhinein als richtig herausstellende – Position und scheute dabei auch nicht Anfeindungen von Kollegen oder Fachgesellschaften. Die Rolle der AkdÄ als Ansprechpartner und unabhängiger Ratgeber, aber nicht als Kontrollinstanz der Ärzteschaft, lag ihm immer am Herzen.

Bruno Müller-Oerlinghausen hat für seine Verdienste als Arzt und Wissenschaftler zahlreiche Auszeichnungen sowie Ehrungen erhalten. Genannt seien an dieser Stelle nur: der Research Award 2004 der American Foundation for Suicide Prevention, die Ernst-von-Bergmann-Plakette (2006) für seine Verdienste um die ärztliche Fortbildung, die Paracelsus-Medaille (2007) für seine erfolgreiche berufsständische Arbeit und hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen sowie die Ehrenmitgliedschaft der AkdÄ (2011).

Bruno Müller-Oerlinghausen ist weiterhin wissenschaftlich aktiv und verfolgt engagiert und konsequent das Ziel einer rationalen, wissenschaftlich begründeten Arzneitherapie – getreu dem Titel eines Vortrags des von ihm geschätzten Max Weber: „Wissenschaft als Beruf“.

BERLINER ÄRZTE und die AkdÄ gratulieren Bruno Müller-Oerlinghausen sehr herzlich zum 80. Geburtstag und wünschen ihm Gesundheit, Glück und für seine vielfältigen Interessen weiterhin ungeminderte Energie und Kreativität.

 

Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig

Vorsitzender der AkdÄ

 

vorab online

Der Artikel wurde am 7. März 2016 vorab online veröffentlicht.