Wie können wir Arzneimitteltherapie sicherer gestalten?

Arzneiverordnung in der Praxis

Ausgabe 3/2021

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Viele unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) sind vermeidbar: Ähnlich aussehende Medikamente werden in einer Notsituation verwechselt mit fatalen Folgen für Patient oder Patientin. Ärzte verschiedener Fachrichtungen verordnen Arzneimittel, die sich mit den bisher eingenommenen nicht vertragen. Eine Hypertonikerin nimmt in Ihrer gesamten Schwangerschaft den bisher gut vertragenen AT1-Blocker ein: Das Kind kommt missgebildet zur Welt. Patienten gefährden sich möglicherweise durch Selbstmedikation oder durch Weglassen von Medikamenten, deren Einnahmegrund sie nicht verstehen, weil sich Form, Größe, Farbe oder Name geändert haben? Wie kann man solche Ereignisse verhindern? Wie erfährt man aus sicherer Quelle, ob ein Medikament wirklich diese oder jene UAW auslösen kann?

Der Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) in Deutschland des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) hat das Ziel, den Medikationsprozess sicherer zu machen. Birgit Vogt und Karoline Luzar berichten in dieser Ausgabe von Arzneiverordnung in der Praxis (AVP) über den 5. Aktionsplan AMTS. Er wurde fortgeschrieben und Anfang des Jahres für den Zeitraum 2021–2024 vom BMG veröffentlicht. Darin sind Projektvorhaben der nächsten Jahre enthalten, die helfen sollen, die Sicherheit der Arzneimitteltherapie zu verbessern. Medikationsfehler sollen vermieden, Risiken verringert werden. Dazu müssen alle am Medikationsprozess Beteiligten zusammenarbeiten. Patient, verordnender Arzt, Apotheker, Pflegekraft und regulatorische Behörden sind dabei beteiligt. Seit 2008 ist der Aktionsplan AMTS bei der AkdÄ fest etabliert. Bereits viermal wurde der Kongress „Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie“ von der AkdÄ ausgerichtet. Die dabei entstandenen Abstractbände wurden jeweils in AVP veröffentlicht. Im Rahmen der Aktionspläne wurde der bundeseinheitliche Medikationsplan (https://www.kbv.de/html/medikationsplan.php) entworfen, es gibt Merkblätter (https://www.akdae.de/AMTS/Aktionsplan/Aktionsplan-2008-2009/docs/Informationsmerkblatt.pdf) für Patienten mit Hinweisen zur sicheren Einnahme von Medikamenten und zur Selbstmedikation sowie Projekte zur sektorenübergreifenden Gesundheitsversorgung. Die Öffnung der Datenbank „Embryotox“ (www.embryotox.de) geht ebenso auf eine solche Initiative zurück wie die Datenbank zur Dosierung bei pädiatrischen Patienten (www.kinderformularium.de). Die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärzten und Apothekern wurde um Module zur AMTS erweitert. EDV-gestützte Informationssysteme helfen bei der Auswahl der Medikation. Es bleibt aber nach wie vor schwierig, die richtige Balance zu finden zwischen zu vielen Meldungen, die ermüden und den wenigen sehr wichtigen Warnungen, die auf jeden Fall notwendig sind.

Eine hundertprozentige Sicherheit wird man dabei nie erreichen können, da jedes Medikament, das einen Nutzen hat, auch ein Risiko beinhalten kann. Wir können aber zusammen mit allen am Medikationsprozess Beteiligten diesen Vorgang so sicher wie möglich machen.

Die AkdÄ möchte durch ihre aktive Beteiligung an dem Aktionsplan AMTS diesen Prozess auch weiterhin entscheidend und nachhaltig unterstützen.

 

Interessenkonflikte

Ein Interessenkonflikt wird vom Autor verneint.