Information der britischen Arzneimittelbehörde zu Metformin: Verminderte Vitamin-B12-Spiegel – Empfehlungen für die Überwachung von Risikopatienten

Drug Safety Mail 2022-34

Information der britischen Arzneimittelbehörde zu Metformin: Verminderte Vitamin-B12-Spiegel – Empfehlungen für die Überwachung von Risikopatienten

Die britische Arzneimittelbehörde informiert über das Risiko verminderter Vitamin-B12-Spiegel oder eines Vitamin-B12-Mangels im Zusammenhang mit dem Antidiabetikum Metformin, insbesondere bei höherer Dosierung oder längerer Behandlungsdauer sowie bei Personen mit vorbestehenden Risikofaktoren (1). In den deutschsprachigen Fachinformationen wird das Risiko nicht einheitlich adressiert, z. B. (2;3). Folgende Hinweise werden gegeben (1;2):

  • Das Risiko steigt mit zunehmender Dosis, Behandlungsdauer und bei Risikofaktoren für einen Vitamin-B12-Mangel*.
  • Wird ein Vitamin-B12-Mangel vermutet (z. B. bei Anämie oder Neuropathie), sollte der Vitamin-B12-Spiegel im Serum überwacht werden.
  • Bei Risikofaktoren für einen Vitamin-B12-Mangel könnte eine regelmäßige Überwachung erforderlich sein.
  • Ein Ausgleich sollte ggf. gemäß aktuellen Leitlinien erfolgen (1;2).

Vitamin B12 (Cobalamin) ist wichtig für verschiedene metabolische Funktionen wie Zellproliferation, Energieproduktion und die Funktion des Nervensystems. Symptome eines Vitamin-B12-Mangels können beispielsweise makrozytäre Anämie, Glossitis oder neuropsychiatrische Verschlechterung wie Neuropathie sein (4;5). Ursachen für einen Vitamin-B12-Mangel können neben verminderter Aufnahme und verstärktem Verbrauch auch verschiedene Formen der Malabsorption sein (4). Die atrophische Autoimmungastritis, welche mit zunehmendem Alter häufiger ist, kann beispielsweise zur Hypochlorhydrie und so zu Vitamin-B12-Malabsorption führen. Eine weitere Ursache für die Entstehung einer Hypochlorhydrie ist die Anwendung von Protonenpumpenhemmern wie Pantoprazol (5;6), welches ebenfalls eine verminderte Resorption von Vitamin B12 begünstigen kann (7).

Die AkdÄ möchte zum Risiko einer verminderten Vitamin-B12-Aufnahme bei Anwendung von Metformin informieren – insbesondere weil einige klinische Symptome eines Vitamin-B12-Mangels in dieser Patientengruppe als Diabetes- oder altersbedingt fehlinterpretiert werden könnten (z. B. Polyneuropathie).

* Risikofaktoren für einen Vitamin-B12-Mangel sind unter anderem höheres Alter, vegetarische/vegane Ernährung, Komedikation mit Protonenpumpenhemmern sowie bestimmte gastrointestinale Erkrankungen (z. B. Morbus Crohn und andere entzündliche Darmerkrankungen, Gastrektomie) (1).

Quellen:

  1. Medicines & Healthcare products Regulatory Agency: Metformin and reduced vitamin B12 levels: new advice for monitoring patients at risk: https://www.gov.uk/drug-safety-update/metformin-and-reduced-vitamin-b12-levels-new-advice-for-monitoring-patients-at-risk (letzter Zugriff: 22. August 2022). Erscheinungsdatum: 20. Juni 2022.
  2. Merck Healthcare Germany GmbH: Fachinformation „Glucophage® 500 mg/- 850 mg/- 1000 mg Filmtabletten“. Stand: März 2022.
  3. Berlin-Chemie AG: Fachinformation „Siofor XR 1000 mg Retardtabletten“. Stand: Dezember 2018.
  4. Marchi G, Busti F, Zidanes AL, Vianello A, Girelli D: Cobalamin deficiency in the elderly. Mediterr J Hematol Infect Dis 2020; 12: e2020043.
  5. Green R, Miller J: Vitamin B12 deficiency. Vitam Horm 2022; 119: 405-439.
  6. Porter KM; Hoey L, Hughes CF et al.: Associations of atrophic gastritis and proton-pump inhibitor drug use with vitamin B-12 status, and the impact of fortified foods, in older adults. Am J Clin Nutr 2021; 114: 1286-1294.
  7. AAA-Pharma GmbH: Fachinformation „Pantoprazol AAA® 20 mg magensaftresistente Tabletten“. Stand: Oktober 2021.