Spätdyskinesie unter der Therapie mit Ziprasidon (UAW-News - International)

Die AkdÄ möchte Sie im Folgenden über Publikationen und Meldungen aus dem internationalen Raum informieren und hofft, Ihnen damit nützliche Hinweise auch für den Praxisalltag geben zu können.

Ziprasidon (Zeldox®) ist ein neues atypisches Neuroleptikum und wird zur Behandlung der Schizophrenie eingesetzt. Ziprasidon wurde im April 2002 zugelassen und im Jahr 2003 mit einer Häufigkeit von 2,3 Mio. DDD verordnet (1).

Aufgrund seiner relativ geringen Affinität zu D2-artigen Rezeptoren und einer ausgeprägten antiserotoninergen Wirkung werden ihm ein vergleichsweise niedriges Risiko extrapyramidalmotorischer Nebenwirkungen einschließlich tardiver Dyskinesien (Spätdyskinesien) zugeschrieben. Amerikanische Autoren (2) berichten jetzt über zwei Patienten, bei denen unter der Therapie mit Ziprasidon eine Spätdyskinesie auftrat. Im ersten Fall handelt es sich um einen 34-jährigen Patienten mit einer langen Schizophrenie-Anamnese, der in der Vergangenheit bereits verschiedene Antipsychotika erhalten hatte. Unter Ziprasidon konnte eine gewisse soziale Rehabilitation erzielt werden. Allerdings entwickelte er 34 Monate nach Beginn der Therapie abnorme Bewegungen des Mundes und der Arme. Die tägliche Dosis wurde von 160 mg auf 120 mg reduziert, und es wurde zusätzlich Vitamin E gegeben. Leider konnte damit nur eine geringe Besserung der tardiven Dyskinesie erzielt werden, jedoch war die antipsychotische Wirksamkeit der Therapie gut, und es blieb nur eine minimale Rest-Psychopathologie.

Im zweiten Fall betraf die UAW einen 42-jähriger Patienten mit bisher leerer Anamnese, der eine Schizophrenie entwickelte. Er erhielt Ziprasidon 120 mg/Tag. Die Wahnvorstellungen verschwanden, jedoch trat 23 Monate nach Beginn der Therapie eine tardive Dyskinesie auf.

Im deutschen Spontanmeldesystem (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ, Stand: 14.03.2005) sind 236 Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen nach Gabe von Ziprasidon erfasst. Die überwiegende Zahl der Nebenwirkungen bezieht sich auf Störungen des zentralen und peripheren Nervensystems (66 Prozent), psychiatrische Störungen (45 Prozent) und Herzrhythmusstörungen (21 Prozent). Über eine tardive Dyskinesie (Spätauftreten einer Dyskinesie) wurde bislang nur einmal berichtet. In den Fachinformationen (3) wird auf das Risiko einer Auslösung von Spätdyskinesien unter Langzeitbehandlung hingewiesen. Insgesamt scheint es sich um eine eher seltene UAW zu handeln, die jedoch im Rahmen einer Dauertherapie prinzipiell auch unter modernen atypischen Neuroleptika auftreten kann und gegebenenfalls irreversibel ist. Zur therapeutischen Bedeutung atypischer Neuroleptica wurde von der AkdÄ vor einiger Zeit kritisch Stellung genommen (4).

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf der vorletzten Umschlagseite abgedruckten Berichtsbogen verwenden oder diesen aus der AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de abrufen.

Literatur
1. Schwabe U, Paffrath P (Hrsg.): Arzneiverordnungs-Report 2004. Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 2004.


2. Ananth J, Burgoyne KS, Niz D, Smith M: Tardive dyskinesia in 2 patients treated with ziprasidone. J Psychiatry Neurosci 2004; 29: 467-469.


3. Fachinformation Zeldox® Hartkapseln, Mai 2003.


4. Dose M: Was ist der Stellenwert atypischer Neuroleptica für die Praxis? Arzneiverordnung in der Praxis 2003; 30; 5-6.