Myopathien bzw. Leberreaktionen unter Ezetimib (Ezetrol®) (Aus der UAW-Datenbank)

Zu den Aufgaben der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ,

www.akdae.de) gehören die Erfassung, Dokumentation und Bewertung von

unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW). Die AkdÄ möchte Sie regelmäßig

über aktuelle Themen aus der Arbeit ihres UAW-Ausschusses informieren und

hofft, Ihnen damit wertvolle Hinweise für den Praxisalltag geben zu können.

Bei Ezetimib (Ezetrol®) handelt es sich um einen Hemmstoff der

Cholesterin-Resorption. Es ist zugelassen als Monotherapie zusätzlich zu einer

lipidsenkenden Diät bei der primären Hypercholesterinämie und der homozygoten

Sitosterinämie. Für die Therapie der monozygoten familiären

Hypercholesterinämie muss Ezetimib mit einem Cholesterin-Synthese-Hemmer (HMG-CoA-Reductase-Hemmer,

"Statin") kombiniert werden. Eine Senkung

derCholesterin-Serumkonzentration durch Ezetimib zeigte sich in mehreren Studien

(z. B. 1-4). Dagegen liegen Daten zur Beeinflussung der

Atherosklerose-Progression sowie klinisch relevanter Zielparameter wie

Morbidität und Mortalität nicht vor.

Der Sicherheit der Therapie mit Ezetimib kommt vor diesem Hintergrund hohe

Bedeutung zu. Im Rahmen der UAW-Spontanerfassung (auch von Verdachtsfällen)

liegen der AkdÄ derzeit 15 Berichte, die sich auf eine Myopathie unter Ezetimib

beziehen, vor. In fünf Fällen wurde nur eine "Myalgie" genannt, in

vier Fällen eine CK-Erhöhung und in sechs weiteren Fällen CK-Erhöhung plus

Myalgie und/oder Myopathie. In den meisten Fällen (zehn von 15) wurde

gleichzeitig mit einem Statin behandelt. Dabei war von einzelnen Patienten eine

Statintherapie ohne Ezetimib zuvor bzw. nach dem Absetzen gut vertragen worden.

Klinische Symptome bzw. CK-Erhöhungen traten oft erst nach einigen Wochen der

Ezetimib-Behandlung auf.

Außerdem gingen 15 Meldungen über Leberreaktionen ein. In fünf Fällen wurde

eine "Hepatitis" genannt, bei den anderen wurde über einen Anstieg

der Gamma-GT- bzw. Transaminasen-Serumaktivität berichtet. Bei drei dieser 15

Patienten wurde auch eine CK-Erhöhung bzw. Myalgie beobachtet. Diese drei

Fälle sind in den oben genannten 15 Fällen von "Myopathie"

enthalten.

Ezetimib wurde in allen Fällen abgesetzt. Bleibende Folgen wurden bislang nicht

bekannt.

Eine signifikant erhöhte Häufigkeit der genannten UAW im Vergleich zu Statin

allein bzw. Placebo war in den Studien mit Ezetimib (z. B. 1-5) nicht

aufgefallen. Allerdings waren diese Sicherheitsparameter nicht die primären

Zielgrößen. Bei Kombinationstherapie mit Statinen wurden freilich

Tramsaminasenanstiege viermal häufiger als unter Statinen allein beobachtet

(6). In der Fachinformation wird auf Leberschäden, Myopathien und

Transaminasenanstiege nicht eindeutig hingewiesen. Bitte teilen Sie der AkdÄ

alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür

den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf der vorletzten

Umschlagseite abgedruckten Berichtsbogen verwenden oder diesen aus der

AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de abrufen.

Literatur

1. Ballantyne CM et al.: Effect of ezetimibe coadministered with atorvastatin

in 628 patients with primary hypercholesterolemia. Circulation 2003; 107:

2409-2415.

2. Davidson MH et al.: Ezetimibe coadministered with simvastatin in patients

with primary hypercholesterolemia. J Am Coll Cardiol 2002; 40: 2125-2134.

3. Sudhop T et al.: Inhibition of intestinal cholesterol absorption by ezetimibe

in humans. Circulation 2002; 106: 1943-1948.

4. Gagné C et al.: Efficacy and safety of ezetimibe coadministered with

atorvastatin or simvastatin in patients with homozygous familial

hypercholesterolemia. Circulation 2002; 105: 2469-2475.

5. Kosoglu T et al.: Pharmacodynamic interaction between the new selective

cholesterol absorption inhibitor ezetimibe and simvastatin. Br J Clin Pharmacol

2002; 54: 309-319.

6. Fricke U, Schwabe U: Neue Arzneimittel. In: Schwabe U, Paffrath D (Hrsg.):

Arzneiverordnungs-Report 2003. Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York:

24-87.