Die AkdÄ möchte Sie im Folgenden über Publikationen und Meldungen aus dem
internationalen Raum informieren und hofft, Ihnen damit nützliche Hinweise auch für
den Praxisalltag geben zu können.
Auch wenn die Verordnungszahlen weiter rückläufig sind, zählt Doxycyclin - sicher auch
aufgrund der vergleichsweise günstigen Preisbildung durch zahlreiche Generika - immer noch zu den mit am häufigsten verordneten Antibiotika. Zudem wird es zur Prophylaxe der Malaria eingesetzt (1). Minocyclin wird vorwiegend zur Behandlung der
Akne vulgaris verwendet.
Zwei 19 bzw. 21 Jahre alte Frauen erhielten zur Malaria-Prophylaxe über drei Wochen
bzw. vier Monate 100 mg Doxycyclin pro Tag. Beide klagten danach über Kopfschmerzen, Erbrechen und verschwommenes Sehen. Computer- bzw.
kernspintomographische Untersuchungen blieben ohne Befund. Dagegen wurde bei einer Lumbalpunktion in beiden Fällen ein erhöhter Hirndruck von 525 mm H20 bzw. >
400 mm H20 (Normalwert: 150-250 mm H20) diagnostiziert. Die subjektiven Sehstörungen wurden bei beiden Patientinnen durch die ophthalmoskopischen
Befunde eines Papillenödems mit Blutungen und Cotton-wool-Herden belegt. Nach Absetzen des Doxycyclins, Lumbalpunktion und einer Therapie mit Acetazolamid
bildeten sich die Papillenödeme zurück. Bei einer Patientin blieben allerdings eine
Gesichtsfeldeinengung, eine Farbsehschwäche und ein 70-prozentiger Sehverlust bestehen (2).
In einem weiteren Fall trat bei einer 16-jährigen Schülerin, die wegen einer Akne mit
Minocyclin behandelt wurde, ebenfalls eine intrakranielle Drucksteigerung auf, die sich
durch heftige Kopfschmerzen und verschwommenes Sehen bemerkbar machte. Die neuroradiologischen Untersuchungen waren unauffällig. Die Zellzahl im Liquorpunktatn
entsprach der Norm, der Liquordruck war jedoch deutlich erhöht (3). Von der primären idiopathischen intrakraniellen Druckerhöhung, die vorwiegend
übergewichtige Frauen zwischen 30 und 50 Jahren betrifft, lässt sich eine sekundäre
Form als Folge einer unerwünschten Arzneimittelwirkung unterscheiden. Insbesondere
Tetrazykline, Glucocorticoide und Amiodaron, aber auch eine Reihe anderer Wirkstoffe
kommen dafür als Auslöser infrage.
Im deutschen Spontanerfassungssystem (gemeinsame Datenbank von BfArM und
AkdÄ; Stand: 24. 4. 2003) liegen zu Doxycyclin insgesamt 521 Meldungen vor, davon
drei Fälle einer intrakraniellen Drucksteigerung. Für Minocyclin wurde in 11 Fällen über
einen intrakraniellen Hochdruck berichtet bei einer Gesamtberichtszahl von 249. Möglicherweise lassen sich die nach Minocyclin offenbar häufiger berichteten
intrakraniellen Druckerhöhungen mit der im Vergleich zu Doxycyclin lipophileren
Molekülstruktur erklären, die mit einer höheren Liquorgängigkeit verbunden ist. In den
Fachinformationen für Doxycyclin- und Minocyclin-Präparate weisen die Hersteller auf
intrakranielle Drucksteigerung (Pseudotumor cerebri) als sehr seltene Nebenwirkung
hin.
Patienten, die zum Beispiel zur Malaria-Prophylaxe oder wegen einer Akne vulgaris
über längere Zeit mit Doxycyclin oder Minocyclin behandelt werden, sollten auf
mögliche Zeichen einer intrakraniellen Druckerhöhung wie Kopfschmerzen, Erbrechen
und Sehstörungen hingewiesen werden, um durch rechtzeitiges Absetzen und Einleiten einer Therapie bleibende Schäden zu vermeiden.
Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle!) mit.
Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf der
vorletzten Umschlagseite abgedruckten Berichtsbogen verwenden oder diesen unter der AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de abrufen.
Literatur
1. Höffler D: Doxycyclin zur Malaria-Prophylaxe. Arzneiverordnung in der Praxis 1998; 2:
20.
2. Lochhead J, Elston JS: Doxycycline induced intracranial hypertension. BMJ 2003;
326: 641-642.
3. Ang ER, Zimmerman JC, Malkin E: Pseudotumor cerebri secondary to minocycline
intake. J Am Board Fam Pract 2002; 15: 229-233.