Anaphylaktoide Reaktionen unter "Coxiben" (Celecoxib und Rofecoxib), ("Aus der UAW-Datenbank")

Zu den Aufgaben der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) gehören

die Erfassung, Dokumentation und Bewertung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW).

Die AkdÄ möchte Sie regelmäßig über aktuelle Themen aus der Arbeit ihres

UAW-Ausschusses informieren und hofft, Ihnen damit wertvolle Hinweise für den

Praxisalltag geben zu können.

Celecoxib und Rofecoxib („Coxibe“) sind nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR)

vom Typ der Cyclooxygenase-2-(COX-2-)Inhibitoren und zugelassen zur Behandlung von

Symptomen bei Reizzuständen degenerativer Gelenkerkrankungen (aktivierte Arthrosen) oder

chronischer Polyarthritis (rheumatoide Arthritis). Rofecoxib (Vioxx®) ist seit Dezember

1999 im Handel, Celecoxib (Celebrex®) seit Juni 2000. Gegenüber den klassischen NSAR

wurde ursprünglich ihr besonderer Vorteil in einem günstigeren UAW-Profil, insbesondere

einem geringeren Risiko gastrointestinaler Störungen und Komplikationen vermutet. Zur

tatsächlichen Bedeutung gastrointestinaler UAW unter der Therapie mit Coxiben hat die

AkdÄ kürzlich kritisch Stellung genommen (1).

Als ein weiterhin angenommener Vorteil der COX-2-Inhibitoren erschien die Beobachtung,

dass Patienten mit pseudoallergischen Reaktionen auf Acetylsalicylsäure (ASS) und andere

NSAR, die durch eine Inhibition der COX-1

hervorgerufen werden, offenbar COX-2-Inhibitoren vertrugen (2). Auch wenn sich dies

bestätigen sollte, wofür die bisherigen Beobachtungen sprechen, so scheint das

Toleranzprofil der einzelnen COX-2-Inhibitoren in Abhängigkeit von der

COX-2-Selektivität unterschiedlich ausgeprägt zu sein, mit einer höheren

Kreuzreaktivität der NSAR zu Celecoxib als zu Rofecoxib (3). Kürzlich publizierte

Fallberichte über Patienten mit bekannter NSAR-Intoleranz bestätigten, dass auch

COX-2-Inhibitoren, und zwar sowohl Celecoxib als auch Rofecoxib, anaphylaktoide Reaktionen

wie Urticaria, Angioödem und Blutdruckabfall bei NSAR-Intoleranz auslösen können (4,

5).

Es ist noch nicht klar, ob diese anaphylaktoiden Reaktionen auf Coxibe eine besondere Form

der NSAR-Intoleranz sind (4) oder ob sie (zusätzlich?) eigenständige, substanz- oder

COX-2-spezifische allergische/pseudoallergische Reaktionen auf diese Substanzen darstellen

(6, 7). Es ist erwähnenswert, dass dem Celecoxib (mit einer Sulfonamid-Struktur) ein

allergenes Potenzial zukommt, das sich von dem Pathomechanismus der oben genannten

pseudoallergischen Reaktionen eindeutig unterscheidet (8, 9).

Im deutschen Spontanerfassungssystem (gemeinsame Datenbank des Bundesinstituts für

Arzneimittel und Medizinprodukte und der AkdÄ, Stand: 6. 9. 2002) wurde nach Celecoxib in

41 Verdachtsfällen über Urticaria, Angioödem beziehungsweise Bronchospasmus, Asthma

oder allergische Reaktion bis hin zum anaphylaktischen Schock berichtet. Im Zusammenhang

mit der Gabe von Rofecoxib wurden entsprechende Beobachtungen in 51 Berichten beschrieben.

Vor dem Hintergrund, dass Coxibe als Ausweichpräparate bei NSAR-Intoleranz betrachtet

werden könnten (10), sind weitere Berichte von anaphylaktoiden Reaktionen auf Coxibe von

besonderem Interesse. Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch

Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen

Ärzteblatt auf der vorletzten Umschlagseite abgedruckten Berichtsbogen verwenden oder

diesen unter der AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de abrufen.

Literatur

1. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Zur Sicherheit von

COX-2-Inhibitoren. Dt Arztebl 2002; 99: A 1535 [Heft 22].

2. Szczeklik A, Sanak M: The role of COX-1 and COX-2

in asthma pathogenesis and its significance in the

use of selective inhibitors. Clin Exp Allergy 2002; 32 (3): 339–342.

3. Sanchez Borges M, Capriles-Hulett A, Caballero-Fonseca F, Perez CR: Tolerability to

new COX-2 inhibitors in NSAID-sensitive patients with cutaneous reactions. Ann Allergy

Asthma Immunol 2001; 87 (3): 201–204.

4. Grimm V, Rakoski J, Ring J: Urticaria and angioedema induced by COX-2 inhibitors.

J Allergy Clin Immunol 2002; 109 (2): 370.

5. Schellenberg RR, Isserow SH: Anaphylactoid reaction to a cyclooxygenase-2 inhibitor

in a patient who had a reaction to a cyclooxygenase-1 inhibitor. N Engl J Med 2001; 345

(25): 1856.

6. Levy MB, Fink JN: Anaphylaxis to celecoxib. Ann Allergy Asthma Immunol 2001; 87 (1):

72–73.

7. Kelkar PS, Butterfield JH, Teaford HG: Urticaria and angioedema from

cyclooxygenase-2 inhibitors. J Rheumatol 2001; 28 (11): 2553–2554.

8. Verbeiren S, Morant C, Charlanne H, Ajebbar K, Caron J, Modiano P: Celecoxib

induced toxiderma with positive patch-test. Ann Dermatol Venereol 2002; 129 (2):

203–205.

9. Gscheidel D, Daspet MK, Le Coz CJ, Lipsker D: Allergische Vaskulitis nach

Einnahme von Celecoxib? Der Hautarzt 2002; 53: 488–491.

10. Termeer C, Schöpf E, Simon JC: Selektive Cyclooxygenase-II-Hemmer bei

Patienten mit pseudoallergischen Reaktionen auf nichtsteroidale Antiphlogistika. Akt

Dermatol 2002; 28: 153–155.

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